Beschreibung
Helden wider Willen – Ankunft in Ænderland
Fünf Kinder von fünf verschiedenen Kontinenten verschwinden zeitgleich von der Erde. Sie werden in die fantastische Welt von Ænderland verschlagen und dort an unterschiedliche Orte verstreut. Ihnen zeigen sich eine fremde Welt, unbekannte Kulturen und außergewöhnliche Lebewesen. Zuerst auf sich allein gestellt, muss jeder seine eigenen Herausforderungen meistern. Die Suche nach dem Weg zurück in die Heimat führt sie schließlich zueinander. Ihre Reise bringt sie weiter voran, bis klar wird, dass ihnen eine große Prüfung bevorsteht. Doch nur gemeinsam können sie diese Prüfung bestehen und so zu Helden werden. Das Abenteuer nimmt seinen Lauf…
Mit farbigen Illustrationen von Anna M. Töws.
RAUS
Jeder der Fünf fühlte sich in einem Sog gefangen, der
ihn wegriss.
Raus aus der Situation. Raus aus dem Blau.
Raus! Raus! Raus!
Einer unbekannten Oberfläche entgegen. Raus!
Schnaufend, prustend, die Wasseroberfläche durchbrechend.
Luft!
AUFTAUCHEN
Caitlin brach mit dem Kopf durch die Wasseroberfläche, die Augen fest zugekniffen. Scham – Schock – Wut. Die Wut immer schnell zur Hand. Ihre Lunge brannte und sie rang nach Luft. Luft, die ihr eiskalt und stechend in Nase und Mund fuhr. Erschrocken riss sie die Augen auf – und zuckte entsetzt zurück: Sie befand sich fast Auge in Auge mit einem Caitlin schwamm auf der Stelle und versuchte, mehr zu erkennen. Das war schwierig, denn es war ziemlich düster. Der Schatten grummelte wieder und kam näher.
Zwei stechende Augen leuchteten auf. „Geh weg!“, brüllte Caitlin und schwamm rückwärts, „Hau ab!“
Das Wesen schien zu zögern, dann senkte es den Kopf zur Wasserfläche. Caitlin zögerte ebenfalls. Wenn es hineinsprang, war alles vorbei …
Andererseits – wenn es nur Durst hatte, würde es erst weggehen, wenn es getrunken hatte. Caitlin war mit Tieren aufgewachsen. Sie beschloss darauf zu hoffen, dass das Schattenwesen nur trinken wollte. Und tatsächlich! Es begann, Wasser zu schlürfen. „Trink … trink“, murmelte Caitlin. Ihr war eiskalt. Das Wasser konnte nur ein paar Grad haben und der eisige Luftzug über der Wasseroberfläche biss ihr in die Ohren, die Nase, die Kopfhaut. Sie biss die Zähne fest zusammen, damit sie nicht klapperten und starrte wieder zu dem Schattenwesen. Es schien fertig getrunken zu haben, hob seinen Kopf und witterte in ihre Richtung. „Hau ab“, dachte Caitlin und versuchte, nicht das leiseste Plätschern zu verursachen. Der Wind wehte ihr direkt ins Gesicht und sie hoffte, dass dieses Vieh sie vergessen hatte und nun, weil es ihre Witterung nicht aufnehmen konnte, wegging. Der Schatten erstarrte plötzlich und Caitlins Herz begann zu hämmern. Dann drehte er sich um und verschwand in der Nacht.
Caitlin begann, sich schwerfällig zum Ufer zu bewegen. Die Eiseskälte lähmte ihren Körper. Unsichtbare Gewichte zogen an ihr. Zogen an ihren Beinen, ihren Armen – sogar ihre Augenlider wurden bleischwer. Plötzlich stieß ihr Fuß gegen etwas Hartes. Sie tastete mit dem anderen Fuß nach unten. Boden! Langsam mühte sie sich weiter. Der Boden stieg sanft an. Sie bewegte
sich mühsam auf das Ufer zu und erkannte, dass es sich um eine Felskante handelte. Nicht sehr hoch. Eine halbe Armlänge über ihrem Kopf – eine unüberwindbare Entfernung. Sie streckte die Arme aus und tastete mit den Händen nach der Oberfläche des Felsens. Da: rau, Vertrauen erweckend, Leben versprechend – unerreichbar für ihren völlig erschöpften Körper. Sie merkte, wie ihr langsam schwarz vor Augen wurde, wie sie zurückglitt in die eisige Umarmung des Sees. „Aufgeben“, dachte sie, „einfach untergehen …“ Ihre Hände rutschten ab. Plötzlich fuhr ein schneidender Schmerz durch ihre Handgelenke. Etwas hatte sie gepackt.
o o o
Zoe tauchte auf, warf die Haare nach hinten und rieb sich das Wasser aus den Augen. Sie schaute zum Wald am Ufer und stutzte einen Moment: Er kam ihr auf einmal viel weiter entfernt vor. Sie ließ sich auf dem Rücken treiben. Was war das eben gewesen? Was für Gestalten und was für ein Sog? Zoe atmete tief ein. Zum Glück war ihr nicht mehr schlecht. Plötzlich hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Der Himmel war auf einmal dunkler geworden. Der Wald so weit weg. Und diese Stille!
Mit einem Ruck fuhr sie aus der Rückenlage hoch und drehte sich zum anderen Ufer um. Sie erstarrte. Sie sah keine Betty, keine Clique. Stattdessen war da ein Haus auf Pfählen! Es war nichts
zu hören – außer einem regelmäßigen Klack-Klack-Klack. Zoe schluckte schwer. Was hatte das zu bedeuten? Wo war sie? Wo war Betty? Ein mulmiges Gefühl eroberte Zoes Magen und breitete sich in Arme und Beine aus. Panik überkam sie. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie drehte sich schwimmend um die eigene Achse und sah sich um. Was sollte sie tun? Sich verstecken? Zum Pfahlhaus schwimmen? Was klackerte da so rhythmisch herüber? Zoe lauschte. War da nicht auch eine Art Sprechgesang? Das Mädchen schaute unschlüssig hin und her. Schließlich schwamm sie auf den Pfahlbau zu. Als sie Boden unter den Füßen spürte, richtete sie sich vorsichtig und so lautlos wie möglich auf. Jetzt hörte sie ganz deutlich den fließenden, wogenden Sprechgesang im
Takt mit dem hölzernen Klackern. Zoe war froh, dass sie sich hinter den Pfählen verstecken konnte und lehnte sich einen Moment an das dunkle Holz, um zu verschnaufen. Sie lauschte und schon entfaltete der Gesang seine magische Wirkung, umrundete ihren Kopf, drang ihr in die Ohren, erfasste ihren Körper. Er klang sehr geheimnisvoll.
Silbenstängel – Pusteblume, Heute fest verwoben.
Bläht das Segel, hat die Boote Sachte angeschoben.
Wie in Trance erreichte Zoe die Treppe, die nach oben zum Haus führte, stieg langsam die Stufen hinauf und gelangte an die offene Tür. Drinnen, in einem großen dämmrigen Raum, saß ein
Mann an einem riesigen Webstuhl, der fast den gesamten Raum ausfüllte. Aus den Tiefen seines Brustkorbs stieg eine volltönende Stimme auf, bahnte sich ihren Weg nach oben und brachte die Luft im Raum zum Vibrieren, vollführte einen Tanz durch alle Höhen und Tiefen. Zoe lehnte sich benommen an den Türrahmen und lauschte, alles um sich herum vergessend. Schließlich hob die Stimme ein letztes Mal an, überwand einen Berg und immer leiser werdend kam sie zur Ruhe und verstarb ganz. Zoe öffnete die Augen und starrte den Mann an. Eine Frau erhob sich von ihrer Matte, legte die Handarbeit zur Seite und hielt einen Moment inne, als sie Zoe in der offenen Tür bemerkte. Da drehte sich auch der Mann am Webstuhl zur Tür, betrachtete Zoe aus unglaublich blauen Augen und lächelte ihr zu. „Willkommen in unserer Hütte, Mädchen.“ Zoe zuckte zusammen. Mit einem Schlag wurde sie sich ihrer Situation wieder bewusst: Fremde Leute – fremdes
Haus – fremde Umgebung und – splitterfasernackt! Oh Gott! Versinken wollte sie. Die Erde sollte sich auftun, der Himmel sie aufsaugen – irgendwas halt! Nur weg! Aber sie konnte sich einfach nicht rühren. Festgeklebt wie eine Fliege am Klebeband. Hitze stieg ihr prickelnd in die Kopfhaut, Blut rauschte in ihren Ohren. Tränen der Hilflosigkeit stiegen ihr in die Augen. Wie durch einen Schleier sah sie die Frau nach einem Tuch greifen, das sie Zoe reichte.
Zoe blickte dankbar in die schwarzschimmernden Augen der Frau und wickelte das Tuch hastig um ihren Körper. Die Frau trat zur Seite und bedeutete Zoe einzutreten. Zoe wischte sich die Tränen weg und folgte der stummen Einladung. Nun erhob sich auch der Mann. Er war groß, hatte lange, braune Haare, in die türkise Bänder eingeflochten waren. Er trug ein weißes, zerknittertes Leinenhemd und eine abgewetzte Lederhose. An seinem Hals baumelte an einem Lederband ein Aquamarin in Form eines Fisches. „Komm setz dich“, forderte er Zoe sanft auf und wies
auf ein paar Sitzkissen, die um eine polierte Baumscheibe herum lagen. „Ich bin Lautbläser und das“, er wies auf die Frau, „ist meine Schwester Seidenhaar. Und wer bist du?“
o o o
Carlitos nieste – was für eine Welle! Die beste seit Monaten. Und schon stockte er im selben Moment. Dunkel war’s, kalt und still. Über ihm, weit oben, war ein Lichtkreis zu sehen. Nur sehr gedämpft drangen Geräusche zu ihm herunter. Wo war er? „Manolo?“ Carlitos drehte sich im Wasser um seine eigene Achse. „Manolo?“ Carlitos’ Stimme klang dumpf. Kein Boden unter den Füßen, Steinwände. Er bekam Angst.
Plötzlich hörte er lautes Gezeter von oben: „Dann hol ich mir eben selbst Wasser, du Ziege!“ Der Lichtschacht verfinsterte sich und etwas Dunkles donnerte herunter – genau auf Carlitos zu!
Er drückte sich ganz nah an die Wand. Platsch! Etwas prallte auf die Wasseroberfläche und begann, mit gurgelnden Geräuschen unterzugehen. Carlitos griff schnell danach und ergatterte den Griff
eines hölzernen Eimers. Und da begriff er: Ein Brunnen! Er war in einem Brunnen gefangen! Aber wie zum Teufel …?
Bevor er lange überlegen konnte, gab es einen Ruck am Eimer. Das war seine Chance! Geistesgegenwärtig klammerte er sich an den Eimer und ließ sich nach oben ziehen. Die Seilwinde ächzte und knarrte. „Verdammt!“, fluchte es von oben. „Roxie, hilf mir den Eimer hochzuziehen!“ Allmählich wurde es heller und Carlitos musste die Augen zusammenkneifen, als er an den Brunnenrand gezogen wurde. Ein gellender Schrei zerriss die Luft und ehe Carlitos die Augen öffnen konnte, spürte er den Luftzug des Falls. Er schrie auf und schürfte sich das Knie an der Wand auf. Dann ein Ruck und er hing wieder in der Luft. Carlitos keuchte. Seine Arme begannen zu zittern. Er konnte sich kaum mehr halten. „Hilfe!“, japste er. „Zieht mich hoch!“ Verzweifelt versuchte er, mit den
Beinen an den Wänden Halt zu finden, geriet aber dadurch noch mehr ins Trudeln. „Hilfe!“ Im Lichtkreis über ihm erschienen Köpfe. „Hallo, ist da wer?“, tönte es von oben.
„Zieht mich hoch!“, schrie Carlitos. „Ich kann mich nicht mehr halten!“ Eine helle Frauenstimme rief: „Schnell, helft mir doch ziehen! Da ist jemand im Eimer!“ Carlitos hörte unwilliges Gebrummel, aber er konnte nichts verstehen. Wieder gab es einen Ruck, wieder ächzte und knarrte die Seilwinde und wieder wurde Carlitos nach oben gezogen. Diesmal überließ er nichts dem Zufall, und als der Brunnenrand in Reichweite kam, griff er mit letzter Kraft danach und hängte sich mit dem Oberkörper über die warmen Ziegel. Sofort ergriffen ihn mehrere Hände. Schließlich packte ihn jemand unter den Armen und stellte ihn auf den staubigen Boden.
„Teufel noch eins!“, ertönte es über dem Jungen. „Ein Balg übt im Brunnen schwimmen und wundert sich, dass es absäuft wie eine Ratte!“ Carlitos blinzelte in das grelle Licht und es dauerte eine Weile, bis er etwas erkennen konnte. Er legte den Handrücken über die Augen und sah sich um. Neben dem Brunnen stand eine Frau mit dunkler Haut, bunten Gewändern und einem Turban auf dem Kopf. Sie starrte ihn erschrocken an. Die Stimme über Carlitos gehörte einem grobschlächtigen Mann in weiten, weißen Gewändern. Er hatte einen langen, schwarzen Bart, ein weißes Käppchen auf dem Kopf und einen fetten Ring mit einem Rubin am Finger. Von überall auf dem Platz, der von kunstvoll verzierten und mehrstöckigen Lehmhäusern begrenzt wurde, liefen Menschen herbei. Sie bildeten eine dichte Mauer und starrten Carlitos an. „Oh Gott! Schaut nur … passiert? … aus dem Brunnen gekrochen wie ein Kläuer … armer Junge … ganz nackt! … Hölle … bestimmt Angst … wie ist er denn dort hinein?“, raunte und flüsterte es um ihn herum.
Carlitos war verwirrt. Wo war er? Wo war das Meer? Wo war Manolo? Er zwickte sich ungläubig ins Ohrläppchen. „Aua, ist wohl doch kein Traum!“ Die Frau in den bunten Gewändern hockte sich vor Carlitos hin und betrachtete ihn mit schiefgelegtem Kopf, als wolle sie ihn etwas fragen. Forschend suchte sie ihn von Kopf bis Fuß ab und blieb an seinem aufgeschürften Knie hängen. „Alles okay?“, flüsterte sie. Carlitos folgte ihrem Blick. Mit Entsetzen stellte er fest, dass er nichts anhatte. Er wurde rot, hockte sich schnell auf den Boden und schlang die Arme schützend um die
Beine. „Lass doch das stinkende Balg in Ruhe, Roxie. Fass es bloß nicht an. Vielleicht hat es die Fäule. Und ihr“, der Hüne drehte sich zur Menge, „starrt nicht so! Haut ab, ihr Gaffer! Geht an eure Arbeit – oder hat einer von euch sein Balg verloren und will es jetzt abholen, hä?“ Er bückte sich und hob eine Peitsche mit mehreren langen Riemen auf, die am Brunnenrand gelegen hatte.
Zur Unterstreichung seiner Worte ließ er sie durch die Luft sausen, dass sie pfiff. Carlitos blickte den Mann verängstigt an. „Roxie!“, keifte dieser wieder und die Frau zuckte leicht zusammen. „Hol endlich das Wasser, du Ziege, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“ Roxie hob resigniert die Augenbrauen, versuchte ein aufmunterndes Lächeln in Carlitos’ Richtung und erhob sich schwerfällig.
„Und du, Bürschchen …“ Ein boshaftes Grinsen verzerrte das Gesicht des Mannes, während seine dicke, behaarte Pranke nach Carlitos griff. Der aber duckte sich geistesgegenwärtig, sprang zur Seite, drehte sich und rannte davon, die sich auflösende Menschenmenge als Schutz nutzend. „Heeh!“, hörte er es hinter sich herbrüllen, „ich finde noch heraus, wer du bist, Bürschchen – verlass dich drauf! Tokka kennt jeden Winkel dieser Stadt!“ Carlitos hörte noch einmal das wütende Knallen der Peitsche, drehte sich aber nicht mehr um, sondern sprang geschickt über einen Korb und um die nächste Häuserecke.
o o o
Rigga räkelte sich gemütlich auf dem Moospolster und schaute Schweißer in der Ferne beim Arbeiten zu. Funken flogen wie Sterne in den dunklen Himmel und die Schweißflamme fauchte wie ein lebendiges Wesen. Das Gesicht von Schweißer war hinter einer schwarzen Glasmaske verborgen. Es sah durch die Spiegelung aus, als stünde es in Flammen. Sein Glasgesicht wohlgemerkt, denn sein wahres Gesicht hatte noch niemand von der Truppe gesehen.
Nicht, dass das irgendjemanden störte. Viele, die bei der Truppe waren, hatten eine Vergangenheit, die sie mit niemandem teilen wollten. Mussten sie auch nicht. Voraussetzung für die Aufnahme war nur, dass man eine besondere Fähigkeit besaß. Es galt immer nur das Heute. Nie das Gestern oder das Morgen. Wenn du heute gut warst, warst du dabei. Hattest du es morgen nicht mehr drauf … nun ja. Der Rat der Metalliker richtete sich nach strengen Regeln.
Rigga seufzte zufrieden und zog tief an seiner Wasserpfeife. Es blubberte gemütlich und ein aromatischer Duft erfüllte die Nacht. „Biete Fässchen, suche Pfeifchen“, knarrte eine raue Stimme aus der Dunkelheit. „Aha, Meister Flex. Herbei, herbei“, grinste Rigga. Flex ließ sich schwerfällig neben Rigga ins Moos fallen, ohne jedoch sein kostbares Fässchen zu gefährden. „Dattelwein! Frisch von den Karawanen aus den Tiefen der Tamalakane gekauft. Ein Genuss für den aufrechten Genießer.“ Flex zog zwei wunderbar ziselierte Silberbecher aus einer der vielen Taschen seiner Lederweste und schenkte ein. Leise gluckernd füllte die goldene Flüssigkeit die Becher und durchzog die Nacht mit schwerem Gewürzaroma. „Auf dein Wohl, Meister Rigga. Wenn man fragen darf: Was machst du so spät am Fluss?“ „Auf das Deine, lieber Meister Flex.“ Rigga sog genießerisch den schweren Duft des Dattelweins ein. „Ich sitze am Fluss, um Nachtbarsche zu angeln.“ Er zeigte auf zwei Angeln, die fest im Ufersand steckten. „Nur leider keine leichte Beute. Sie sind so misstrauisch, die Guten.“ „Wer würde auch schon in deinem gierigen Bauch enden wollen?“, lachte Flex und zog an der Wasserpfeife. Es blubberte. Dann platschte es. Die Metalliker drehten sich zu dem Geräusch. Es platschte wieder und eine der Angeln bog sich durch. Flex sprang mit einer Behändigkeit auf, die man seiner Körperfülle nie zugetraut hätte. „Schnell, Rigga, es hat etwas angebissen!“ Rigga war mit einer geschmeidigen Bewegung an der Angel und begann, die Leine einzuholen. Sie sirrte und sang gegen das Ziehen unter Wasser an. Rigga warf sein ganzes Gewicht nach hinten. Ein Körper kam an die Wasseroberfläche. Schwarz in der Schwärze. Rigga holte die Leine ein, bis der Körper am Ufer lag. Merkwürdig schwer und leblos. „Das ist aber kein Nachtbarsch, Meister Rigga“, bemerkte Flex verblüfft. Rigga näherte sich dem Körper und drehte ihn mit
einem kräftigen Ruck um. Ein leblos wirkendes Gesicht mit aufgerissenen Augen starrte blicklos in den Nachthimmel.
„Der ist hin“, bemerkte Flex nüchtern. Rigga ging in die Knie und blickte nachdenklich auf die Leiche. Dann drückte er plötzlich beide Fäuste in die Magengrube des Toten. Ein Krampf schüttelte den leblosen Körper und mit würgenden Geräuschen begann er, Wasser zu spucken. „Ganz schön laut für einen Toten …“, grinste Rigga. Die Gestalt richtete sich mühsam auf und starrte die beiden Männer verschwommen an. „Wo bin ich?“, fragte Thaba. Rigga grinste noch breiter. „Die richtige Frage an diesem Ort lautet: Was kannst du, mein Junge?“
o o o
Mit einem Brennen in der Lunge strampelte Jamal nach oben. Plötzlich stieß er gegen eine harte Fläche. Doch außer einem hellen Blau konnte er nichts erkennen. Panik überkam ihn. Verzweifelt änderte er die Richtung. Wieder stieß er gegen die Fläche. Seine Lunge schmerzte wie verrückt. Luft! Wo war oben? Er änderte wieder die Richtung, verfluchte seine Kurzsichtigkeit. Wo war oben? Wieder knallte er gegen die glatte Fläche. Wo war oben in diesem verdammten Swimmingpool? „Ich kann nicht mehr“, dachte er. „Aufgeben! Eingehen in die Hall of Fame!“ Der Schmerz in seiner Lunge war so unerträglich geworden, dass er Jamal einhüllte wie eine Decke. Ein Dröhnen im Kopf. Ein Fiepen in den Ohren. „Ich sterbe“, dachte Jamal verwundert. „Ertrinke im Pool. Wie absurd.“ Klappe, die Fünfte. Der Held hört auf, sich zu wehren. Sein Körper wird schwerelos. Langsam steigt er nach oben. Das Blau verändert sich und wird zu einem durchsichtigen Rosa.
Nichts schmerzt mehr. Er ist ganz leicht. Alle Last ist von ihm genommen. Schnitt. Jamal holte tief Atem. Was für ein schönes Bild. Noch ein Atemzug. Wieso Atemzug? Hastig schnappte er nach Luft. Ja! Da war wieder Luft. Jamal sog die Luft gierig ein, als ob er noch nie geatmet hätte. Er konnte immer noch nichts sehen, außer einem zarten Rosa. Sein Körper trieb immer noch schwerelos im Nichts. „Wahnsinn!“, dachte Jamal. „Wenn das ein Film wäre, müsste ich gleich an einem weißen Sandstrand am blauen Ozean erwachen.“ Plötzliche Schwere erfüllte seinen Körper. Er wurde nach unten gezogen. Millionen kleinster Körnchen bohrten sich in seinen Rücken. Jamal blinzelte. Wo war die blöde Brille? Sofort spürte er ein vertrautes Gewicht auf der Nase. Er blickte durch die Brille und sah Blau. Er hob den Kopf. Ein blauer Ozean erstreckte sich vor ihm. Er setzte sich auf, saß im weißen Sand eines einsamen Strandes. Palmen? – Natürlich gab es Palmen, die den Strand an einer Seite in die Unendlichkeit säumten. „Wahnsinn!“, dachte Jamal wieder. Dann ließ er sich völlig überwältigt in den warmen Sand kippen und schlief sofort ein.
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